Service Letzte Änderung: 07.11.2022 11:49 Uhr Lesezeit: 4 Minuten

Was macht eigentlich … ein Gastroenterologe?

Dr. med. Rainer Ullrich ist niedergelassener Facharzt für Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie. Gemeinsam mit seiner Frau, die auf die gleichen Fachbereiche spezialisiert ist, betreibt er eine Praxis in Krefeld. Er erzählt unter anderem, warum er seinen Beruf so abwechslungsreich findet und welche Fortschritte es bei der Behandlung von Lebererkrankungen gibt.

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© privat
Dr. Rainer Ullrich

„Ganz ehrlich: Während meines Studiums hatte ich die Gastroenterologie noch nicht auf dem Schirm. Das Interesse an diesem Fachbereich wuchs während meiner Zeit als Assistenzarzt. Ich arbeitete im Klinikum auf einer Station für Innere Medizin, die einen Schwerpunkt auf der Gastroenterologie hatte. Die Mischung aus manuellen Tätigkeiten – also vor allem den Darmspiegelungen – und der Kopfarbeit – also den Diagnosen und Behandlungen – fand ich für mich perfekt. Das ist bis heute so geblieben. Vormittags führen wir in unserer Praxis Magen- und Darmspiegelungen durch, etwa 5000 pro Jahr. Das ist fast wie ein Handwerk, das man erlernen und dann immer wieder präzise ausüben muss. Nachmittags sind dann die Termine für die Patientengespräche.

Die meisten Patientinnen und Patienten verbinden die Gastroenterologie mit der Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen. Das stimmt zwar, allerdings sind wir zudem Spezialisten für die anliegenden Organe wie Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse. In unserer Praxis bieten wir zum Beispiel eine spezielle Lebersprechstunde an. In der Regel überweisen Hausarztpraxen die Patientinnen und Patienten an uns, weil schlechte Leberwerte gemessen wurden. Dann gilt es die Ursache zu finden: Fettleber? Hepatitis? Eine Eisen- oder Kupferüberladung? Oder vielleicht doch eine Autoimmunerkrankung?

Die Fälle von Fettleber nehmen seit einigen Jahren deutlich zu. Oft stelle ich die Diagnose bei deutlich übergewichtigen Menschen, aber auch Menschen mit Normalgewicht können eine Fettleber entwickeln. Das hat in der Regel nichts mit erhöhtem Alkoholkonsum zu tun, sondern eher mit einem allgemein ungesunden Lebensstil. Viele haben dazu Bluthochruck, Diabetes Typ II oder erhöhte Cholesterinwerte. Die gute Nachricht ist: Wer seinen Lebensstil verbessert, kann seine Leber meist wieder heilen. Allerdings besteht ohne Veränderung Gefahr, dass sich die Situation verschlechtert. Deswegen sollten die Betroffenen alle ein bis drei Jahre zur Kontrolle kommen – je nachdem wie hoch das individuelle Risiko für eine Leberfibrose oder Leberzirrhose ist.

Ich empfehle auf jeden Fall allen Patientinnen und Patienten mit Lebererkrankungen eine Hepatitis A und B-Impfung. Denn selbst wenn eine Hepatitis A und B meist relativ harmlos verläuft, kann es bei Vorerkrankungen durchaus schwere Komplikationen geben.

Dennoch sollte man eine Hepatitis A und B-Erkrankung nicht auf die leichte Schulter nehmen. In Süd- und Osteuropa sind die Inzidenzen wesentlich höher als nördlich der Alpen, sodass eine Impfung vor dem Urlaub angebracht ist. Außerdem verbreitet sich auch hierzulande die Hepatitis E immer weiter, die ursprünglich aus Mittel- und Südamerika kommt. Sie kann unter anderem durch rohes Schweinefleisch, also zum Beispiel auch  das klassische Mettbrötchen, übertragen werden.

Bei der Hepatitis C hat sich in den vergangenen Jahren enorm viel getan! Für mich ist es immer wieder toll, diese medizinische Entwicklung zu beobachten. Früher war die Erkrankung oft lebensbedrohlich und auch meine Frau und ich konnten damals für einige Patientinnen und Patienten leider nichts mehr tun. Heute gibt es Medikamente für die Hepatitis C, die in den meisten Fällen zur Heilung führen.

Die Entscheidung für die Innere Medizin und die Gastroenterologie war genau richtig für mich – die Arbeit ist sehr abwechslungsreich.“

Thema des Monats: Lebererkrankungen

Am 20. November 2022 ist der „Deutsche Lebertag“. Deswegen steht in diesem Monat die Leber im Fokus.

Weitere Informationen unter:

www.lebertag.org

www.deutsche-leberstiftung.de

www.gastro-liga.de

www.leberhilfe.org

Die Leber befindet sich im rechten Oberbauch und gehört zu den größten Organen des Körpers. Die Leber hat viele wichtige Aufgaben. Zum einen baut sie Fremdstoffe ab, zum Beispiel Alkohol, Medikamente oder Gifte. Zum anderen reguliert sie den Fett- und Zuckerstoffwechsel und lagert Nährstoffe wie Vitamine ein. Außerdem bildet sie wichtige Eiweiße, die der Körper unter anderem zur Blutgerinnung benötigt, damit zum Beispiel Verletzungen gut abheilen. Der von der Leber hergestellte Gallensaft gelangt in den Darm und hilft bei der Verdauung von Fetten. Dies sind nur einige der wichtigen Funktionen der Leber. Sind sie gestört, kann dies Auswirkungen auf den gesamten Körper haben. Insgesamt sind fast 100 verschiedene Lebererkrankungen bekannt.