Service Letzte Änderung: 30.05.2022 11:57 Uhr Lesezeit: 4 Minuten

KVNO-Mitarbeitende erzählen: "Deswegen habe ich einen Organspendeausweis"

Die Bereitschaft zur Organspende ist hoch. Mehr als 80 Prozent der Deutschen stehen einer Organspende positiv gegenüber, wie Umfragen zeigen – doch nur etwas mehr als 30 Prozent haben einen Organspende-Ausweis ausgefüllt.

Viele Mitarbeitende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein haben einen solchen Ausweis. Sechs von ihnen erzählen, warum ihnen das Thema wichtig ist.

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Christina Brosch

Christina Brosch, Compliance/Regelverstöße:

„Während meines Studiums starb meine Oma an Krebs. Sie hatte uns immer gesagt, dass sie ihren Körper nach dem Tod der Uni zu Forschungszwecken zu Verfügung stellen möchte. Mein Opa war dagegen, ignorierte ihren Wunsch und ließ sie normal bestatten. Ich fand es damals schade, dass er ihren letzten Willen diesbezüglich nicht respektierte – und machte mir selbst Gedanken über meine Wünsche. Seitdem habe ich einen Organspendeausweis, damit ich im Notfall die Entscheidung niemandem anderen überlassen muss. Meine Überlegung: Wenn meine Liebsten oder ich selbst ein Organ bräuchten, wäre ich froh über einen Spender. Deswegen sollte ich auch dazu bereit sein. So halte ich es übrigens auch mit der Blutspende. Bedenken anderer, dass ‚hirntot‘ vielleicht ‚nicht richtig tot‘ sei, teile ich nicht. Die Diagnose ‚Hirntod‘ wird intensiv von mehreren Fachleuten geprüft.“

 

Portrait Sonja Eberl
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Sonja Eberl

Sonja Eberl, Justitiariat:

„Einen Organspendeausweis habe ich bereits, seit ich volljährig bin. Seitdem habe ich den Ausweis immer mal wieder aktualisiert, damit das Datum aktuell bleibt. Wie ich damals zu meinem ersten Ausweis gekommen, weiß ich nicht mehr – wahrscheinlich während meiner Ausbildung bei einer Krankenkasse, die ich vor dem Studium absolviert habe. Für mich stand im Vordergrund, im Notfall mit meinem Tod noch jemandem helfen zu können. Heute kommt für mich noch ein anderer Aspekt hinzu: Ich habe inzwischen meine eigene Familie. Was wäre, wenn einer meiner Liebsten oder ich selbst ein Organ benötigen würde? Würde ich eine Spende annehmen? Ja, auf jeden Fall. Ich finde, jeder, der diese Frage für sich mit ‚Ja‘ beantwortet, sollte auch bereit sein, zu spenden.“

Portrait Brigitte Klimpel
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Brigitte Klimpel

Brigitte Klimpel, Beratung:

„Ich habe alle Generationen von Organspende-Ausweisen mitgemacht - vom dünnen Papierfetzen, über festeres Papier, bis hin zur jetzigen Scheckkarten-Form. Von Anfang hat mich das Thema begeistert. Der Gedanke, dass ich mit meiner Spende einem anderen Menschen ein neues oder sehr viel leichteres Leben schenken kann, hat mich sofort überzeugt. Es ist doch furchtbar, dass ansonsten alles verbrannt oder begraben wird. Für mich gibt es keine Einschränkungen. Alles was verwendet werden kann, soll auch verwendet werden. Die Vorstellung, dass mein Körper nicht nur einem, sondern vielen Menschen helfen kann, ist genial. Da verliert der Begriff ‚sinnloser Tod‘ seine Bedeutung. Es ist immer tragisch, wenn jemand verstirbt. Aber mit einer Organspende kann ich viel Gutes tun und eigentlich lebe ich so auch noch ein bisschen weiter. Andere haben teils die Sorge, in kritischen Situationen nicht umfänglich versorgt zu werden, wenn man sich zur Organspende entschlossen hat. Ich vertraue in dieser Hinsicht unserem System. Meinen Organspende-Ausweis habe ich immer dabei.“

Portrait Sven Margref
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Sven Margref

Sven Margref, Presse und Medien:

„Wenn ich dem Datum auf meinem Organspendeausweis glauben darf, dann habe ich ihn bereits seit 2014. Vorher war ich ehrlich gesagt zu faul, mir diesen zu besorgen - daher fände ich es gut, wenn jeder einen Ausweis zugeschickt bekommt. Es muss so einfach wie möglich sein JA zu sagen, um anderen Menschen dadurch vielleicht das Leben retten zu können.“

Portrait Irene Mühling
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Irene Mühling

Irene Mühling, Abrechnungsabteilung:

"Den Organspende-Ausweis besitze ich seit Jahren, für mich ist das selbstverständlich. In meiner Zeit als Medizinische Fachangestellte war ich in verschiedenen Arztpraxen tätig und habe dort oft erfahren, wie lebensnotwendig eine Organspende ist.
Die Nähe zu Dialyse-Patienten, die dringend auf eine neue Niere warten und zu Menschen, die ein Spenderherz benötigen, hat mich tief berührt. Auch der Gedanke, dass es mich eines Tages treffen könnte, plötzlich auf ein Spenderorgan angewiesen zu sein, hat mich beschäftigt. All das hat mich bereits vor vielen Jahren dazu bewogen, einen Organspende-Ausweis mit mir zu tragen.“

Portrait Wendy Pocock-Schmalz
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Wendy Pocock-Schmalz

Wendy Pocock-Schmalz, Arztregister:

"Ja, ich habe einen dieser Ausweise. Ich habe mich im Jahr 2008 bewusst dafür entschieden. Mein Ex-Mann war sehr, sehr schwer krank. Er landete innerhalb weniger Tage im Krankenhaus und schließlich im Koma. Kurz darauf folgte ein komplettes Organversagen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich ihm nur beistehen, aber nicht aktiv helfen. Damals wurde mir klar, wie wichtig es ist, Organe empfangen zu dürfen. Er kam zunächst auf die Warteliste, war schließlich aber schon zu geschwächt für so einen schwerwiegenden Eingriff. Die Bereitschaft zur Spende muss da sein, um kranken Menschen eine Chance zum Weiterleben zu geben. Ich habe mich dafür eingetragen und stehe auch heute noch dazu. Wenn ich selbst tot bin, brauche ich meine Organe nicht mehr. Warum sollte ich nicht anderen Menschen helfen?!"

Thema des Monats: Organspende

Am 4. Juni ist "Tag der Organspende". Verschiedene Institutionen und Patientenverbände veranstalten den Aktionstag gemeinsam. Die KV Nordrhein widmet sich im Juni 2022 diesem Schwerpunktthema.

Mehr Informationen rund um die Organspende, Ausweise zum Herunterladen, Kriterien zur Entnahme und Vergabe sowie Erfahrungsberichte unter:
 

www.tagderorganspende.de

www.organspende-info.de

www.netzwerk-organspende-nrw.de

www.lebensritter.de