Service Letzte Änderung: 30.05.2022 13:53 Uhr Lesezeit: 3 Minuten

Was macht eigentlich ... ein Nephrologe?

Dr. Sebastian Schierhorn, Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie im Nierenzentrum Düren, erzählt von seiner Arbeit.

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© privat
Dr. Sebastian Schierhorn

„Bevor diese Frage beantwortet wird, ist es notwendig zu klären, was eine Nephrologin oder ein Nephrologe eigentlich ist. Grundsätzlich behandeln sie Erkrankungen, welche die Nieren betreffen (altgriechisch Nephros = Niere).
Worin unterscheidet sich aber die Nephrologie von der Urologie, bei der ebenfalls unter anderem Nierenerkrankungen im Fokus stehen?

Nephrologinnen und Nephrologen sind von der Grundausbildung Internisten, haben also eine mindestens sechsjährige Ausbildung im Bereich der Inneren Medizin durchlaufen. Urologinnen und Urologen sind von der Grundausbildung Chirurgen und haben eine sechsjährige Facharztausbildung im Bereich der Chirurgie absolviert. Vereinfacht gesagt: Nephrologen sind für Entzündungserkrankungen und eine eingeschränkte Nierenfunktion zuständig, Urologen für Steinleiden und Tumorerkrankungen.

Meine Tätigkeit als Nephrologe gliedert sich üblicherweise in zwei Bereiche:

Zum einen betreue ich Patientinnen und Patienten mit einer eingeschränkten Nierenfunktion, welche durch verschiedene Erkrankungen ausgelöst werden kann – zum Beispiel Bluthochdruck oder Diabetes. Bei diesen Menschen möchte ich ein Voranschreiten der Nierenerkrankung verhindern oder zumindest verlangsamen.

Zum anderen führe ich die Nierenersatztherapie, also die Dialyse, bei Patientinnen und Patienten durch, bei denen keine ausreichende Nierenfunktion mehr vorhanden ist. Ihre Nieren können das Blut nicht mehr entgiften. Als Nierenersatztherapie kommen die Blutwäsche (Hämodialyse) und die Bauchfelldialyse (Peritonealdialyse) zum Einsatz.

Die Bauchfelldialyse führen die Patientinnen und Patienten täglich komplett selbstständig täglich im häuslichen Umfeld aus. Ich als Nephrologe überwache die Behandlung durch regelmäßige Gespräche und kontrolliere die Blutwerte.

Die Blutwäsche wird üblicherweise dreimal wöchentlich in der Praxis durchgeführt. Dadurch sehe ich meine Patientinnen und Patienten regelmäßig während der Behandlung und bespreche Probleme, welche während der Dialyse, aber auch darüber hinaus, anfallen. Als Dialysearzt übernehme ich durch die regelmäßigen Kontakte fast eine Art Hausarztfunktion – wobei ich sehr darauf bedacht bin, dass die Hausärztinnen und -ärzte eng in die Versorgung der Patienten eingebunden sind.

Dialysepatientinnen und -patienten müssen aufgrund der eingeschränkten Nierenfunktion eine spezielle Diät einhalten und bei nachlassender Urinproduktion auch die Trinkmenge deutlich einschränken. Dieses empfinden die meisten Betroffenen als größte Beeinträchtigung.

Ein zentrales Thema bei meiner Betreuung der Dialysepatientinnen und -patienten ist selbstverständlich die Nierentransplantation. Diese ist eine Chance, wieder ein weitestgehend normales Leben ohne zeitliche Einschränkung durch die Dialyse zu führen. Daher strebe ich bei all meinen Patientinnen und Patienten eine Nierentransplantation an. Allerdings beträgt in Deutschland die aktuelle Wartezeit auf eine Spenderniere etwa acht Jahre! Daher gibt es auch die Möglichkeit einer Lebendnierenspende. Eine Bezugsperson kann bei guter Gesundheit eine Niere spenden, da der Mensch zwei Nieren hat und eine für die Entgiftung vollkommen ausreichend ist.

Die Vorbereitung für eine Nierentransplantation ist aufwendig, da verschiedenste Untersuchung vor der Operation durchgeführt werden müssen, um sicherzustellen, dass die Gesundheit die große Operation zulässt und auch nachfolgend nicht mit größeren Einschränkungen zu rechnen ist.

Nach einer Nierentransplantation ist die Dialyse nicht mehr notwendig. Allerdings ist eine lebenslange Einnahme von Medikamenten notwendig, welche verhindern, dass der Körper das fremde Organ abstößt.

Es ist immer eine große Freude, Transplantierte nur noch zur regelmäßigen Nachsorge in meiner Praxis begrüßen zu dürfen. Sie können wieder selbst über ihre Zeit bestimmen. Auch eine spezielle Diät und eine Einschränkung der Trinkmenge ist dann nicht mehr notwendig.

Dass nach einer Nierentransplantation wieder ein nahezu normales Leben möglich ist, zeigen prominente Beispiele wie Elke Büdenbender, die Ehefrau unseres Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Er spendete seiner Frau 2010 eine Niere.

Ivan Klasnic, der ehemalige Fußballprofi, spielte nach der Nierentransplantation weiterhin erfolgreich in der Bundesliga und der kroatischen Nationalmannschaft.

Um allen Betroffenen die Chance auf eine Nierentransplantation zu ermöglichen, ist es notwendig, dass sich viel mehr Menschen zu einer Organspende entschließen und dieses durch das Ausfüllen eines Organspendeausweises auch dokumentieren. Dadurch könnte die Wartezeit der Patientinnen und Patienten erheblich verkürzt werden.“

Thema des Monats: Organspende

Am 4. Juni ist "Tag der Organspende". Verschiedene Institutionen und Patientenverbände veranstalten den Aktionstag gemeinsam. Die KV Nordrhein widmet sich im Juni 2022 diesem Schwerpunktthema.

Mehr Informationen rund um die Organspende, Ausweise zum Herunterladen, Kriterien zur Entnahme und Vergabe sowie Erfahrungsberichte unter:
 

www.tagderorganspende.de

www.organspende-info.de

www.netzwerk-organspende-nrw.de

www.lebensritter.de