Service Letzte Änderung: 11.08.2022 17:03 Uhr Lesezeit: 4 Minuten

Wenn die Haut verrücktspielt

Fast alle Jugendliche haben sie – und niemand möchte sie behalten: Akne. Dr. med. Oliver Mainusch, niedergelassener Dermatologe in Velbert, erklärt, wie Akne entsteht und wie die Behandlung abläuft.

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© privat
Dr. Oliver Mainusch, niedergelassener Dermatologe in Velbert

Herr Dr. Mainusch, Kinder haben oft wunderbare Haut. Warum treten mit der Pubertät plötzlich Pickel auf?

Mainusch: Das ist tatsächlich wissenschaftlich bis heute nicht endgültig geklärt. Die Pflege, beziehungsweise eine mangelnde Pflege, ist jedenfalls nicht entscheidend für das erste Auftreten von Akne. Die richtige Pflege kann allerdings die Intensität und Dauer der Akne positiv beeinflussen. Die Veränderung der Hormone ist als die eigentliche Ursache aber nicht abschließend bewiesen. Akne ist die häufigste Hauterkrankung weltweit, etwa 95 Prozent aller Jugendlichen sind mal mehr, mal weniger davon betroffen. Bei Jungen ist die Akne oft stärker ausgeprägt als bei Mädchen, dafür bildet sie sich bei ihnen meist auch schneller wieder zurück. Einige Frauen haben bis Mitte 25 und länger damit zu tun, aber bei den meisten Betroffenen verschwindet sie nach der Pubertät Übrigens: Pickel ist ein rein umgangssprachlicher Begriff, den Dermatologen nicht nutzen. Der Fachbegriff ist Acne vulgaris – also Akne, der Pickel eine Follikulitis.

Wie bildet sich Akne?

Mainusch: In der Pubertät werden die Drüsen richtig aktiv – auch die Schweiß- und Talgdrüsen. Talgdrüsen sind am ganzen Körper zu finden, überall, wo Haare wachsen. Für Schwierigkeiten sorgen sie meist dort, wo sehr, sehr feine, kaum sichtbare Haare wachsen, also unter anderem im Gesicht oder auf dem Rücken. Der Talg kann unterschiedliche Prozesse auslösen: Ein gestörter Talgabfluss führt zum Beispiel zu Komedonen, die als „Mitesser“ bekannt sind. Meist siedeln sich aufgrund der erhöhten Tagproduktion Bakterien an, die Entzündungen verursachen können – dann entstehen die bekannten Papeln und Pusteln.

Sie sagen, Akne verschwindet mit den Jahren meist von alleine. Warum sollten Betroffene sie dann überhaupt professionell behandeln lassen?

Mainusch: Nicht jede Form von Akne muss behandelt werden. Wer hin und wieder eine rote Stelle hat, kann wahrscheinlich gut damit leben und kann die üblichen Reinigungsmittel nutzen. Wird die Akne großflächig und intensiv, ist der psychische Leidensdruck oft groß – erfahrungsgemäß vor allem bei Mädchen. Wichtig ist: Wir wollen Narben vorbeugen! Bleibt Akne unbehandelt, verschwindet sie zwar irgendwann wieder, bei Manipulation, Drücken und Quetschen entstehen aber Narben, die ein Leben lang bleiben. Das muss nicht sein.

Wie sieht die Behandlung aus?

Mainusch: Dafür gibt es ein ganz klares Behandlungsschema mit verschiedenen Stufen. Das reicht bis von schwachen, lokal wirksamen Salben bis hin zu Medikamenten zur Einnahme – je nach Intensität der Akne und der Wirksamkeit der Mittel. Die letzte Behandlungsstufe wäre die Einnahme von Vitamin-A-Säure. Dafür ist allerdings eine intensive Beratung nötig, da sie starke Nebenwirkungen haben kann. Mädchen beziehungsweise Frauen dürfen zum Beispiel während der Behandlung auf keinen Fall schwanger sein oder werden. Deswegen kommt sie bei uns mit großer Vorsicht zum Einsatz.

Wir arbeiten außerdem eng mit einer medizinischen Kosmetikerin zusammen, die gründliche Gesichtsreinigungen vornimmt. Das ist sinnvoll, allerdings werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.

Was können Betroffene selbst gegen Akne tun?

Mainusch:  Wer nur geringe Symptome hat und keine ärztliche Behandlung benötigt, kann mit den üblichen Reinigungsmitteln und Peelings einen Teil der Entzündungsherde vermeiden. Wer in ärztlicher Behandlung ist, sollte ich an die vereinbarte Pflege halten. Wenn eine Creme zwei Mal täglich aufgetragen werden muss, hilft es nicht, wenn das nur zwei Mal pro Woche passiert. Ansonsten: Nicht rauchen und den Zuckerkonsum reduzieren. Die Bakterien freuen sich über Zucker – und die möchte man nicht füttern.

Vielen Dank für das Gespräch.

Thema des Monats: Erkrankungen bei Jugendlichen

Am 12. August 2022 ist der internationale Tag der Jugend. Die Vereinten Nationen riefen diesen Tag ins Leben, um die Bedeutung der Lebensphase hervorzuheben und die politischen sowie gesellschaftlichen Belange von Jugendlichen in den Fokus zu rücken. Anlässlich des Aktionstages geht es bei uns dieses Mal um Erkrankungen, die Jugendliche häufig betreffen.

Weitere Informationen zum Thema Akne auf gesundheitsinformationen.de